EC15 * REPORT 9


Mittlerweile sind nach der Niederlage gegen Trojans 6 Stunden vergangen. Das Team und die Fans haben im Restaurant „Waterpunt“ gemeinsam zu Abend gegessen, auch ein belgisches Bierchen getrunken. Zeit genug, die Niederlage „sacken“ zu lassen. Ob sie alle verarbeitet haben? Keine Ahnung. Der Trainer hat in seiner Ansprache beim Essen schon mal auf morgen fokussiert und das Interesse auf das Team der türkischen Universität Kocaeli gelenkt. Gegen sie wollen wir morgen den 7. Platz dieses EC erreichen. Über das, was heute geschah, sprach ich mit unserer Nr. 21, Anna Schulte….


Anna, wie alt bist du? 23 Ach ja, bei unserem letzten Struktur-Arbeitskreis habe ich dir zum Geburtstag ja noch ein Lebkuchenherz vom Weihnachtsmarkt umgehängt. Wo hast du begonnen, Korfball zu spielen? Beim SV Stockum. Wie viele Spiele, in Prozent ausgedrückt, hast du in deiner Korfballlaufbahn verloren? Vielleicht 70 % verloren und 30 % gewonnen. Was ist das denn für eine deprimierende Quote? In Stockum haben wir in der Jugend fast immer verloren. Und auch, als ich zu Korbjäger Lünen wechselte, haben wir in der Lünen II oft verloren. Das änderte sich erst, als ich zum SKC wechselte. Heute hast du mit dem Schweriner Korfball Club bei einem Europa Cup verloren. Das war bitter. Was war deine bitterste Niederlage? Anna überlegt lange und antwortet: Die Antwort ist schwierig. Eine 20:2 Niederlage ist zwar hoch, aber nicht bitter, weil der Gegner klar überlegen ist. Hier ist klar, dass der Gegner den Sieg auf jeden Fall verdient hat, sonst hätte  er ja nicht so hoch gewonnen. Eine Niederlage im Golden Goal ist auch nicht bitter. Sie ist schmerzlich, weil verloren, aber jeder hatte ja die Chance zu gewinnen. Anna überlegt länger…. die bitterste Niederlage… Aus einer knappen Niederlage kann man immer lernen und die Schlüsse ziehen, die notwendig sind, im nächsten Spiel zu gewinnen. Knappe Niederlagen tun weh, aber bitter? Zwischenfrage: Ist es bitterer gegen Pegasus zu verlieren oder gegen Grün-Weiss, Stand heute? Bei einem gleichwertigen Gegner kann man verlieren. Dann ist eine Niederlage bitter. Wenn man dem Gegner überlegen ist und trotzdem verliert, ist das Dummheit. Vielleicht ist unsere Niederlage gegen Trojans vor 2 Jahren beim Cup in Budapest bitter. Wir wollten gewinnen, hätten es auch in der Hand gehabt, haben es aber zum Schluss nicht geschafft. Oder beim eigenen Shield in Castop-Rauxel? Heimvorteil, Finale und dann gegen die Tschechen zu verlieren vor heimischem Publikum? Nein, war nicht bitter, weil Budjovice im gesamten Spiel besser war als wir. Sie hatten aufgrund des Spiels verdient gewonnen, auch wenn das aus unserer Sicht heute böse klingt, stimmt aber. Das Spiel gegen Trojans beim Cup in Budapest ist mit dem heutigen Spiel vergleichbar. Ich glaube, das ist bitter. Warum haben wir heute verloren? Wir waren nicht clever genug. Wir haben Fehler gemacht, die wir nicht hätten machen dürfen. Wir haben in Situationen, in denen wir überlegen waren, (auch wenn es nicht viele waren) diese nicht konsequent ausgenutzt, sondern dem Gegner das Feld überlassen und in zusätzlich dadurch stark gemacht. Wir haben nicht an uns selbst geglaubt. Was lernen wir daraus? Wir lernen immer. Für das nächste Spiel, für die Zukunft. Wir müssen in jeder Sekunde hellwach sein, wir müssen immer 100% Leistung abrufen. Es darf kein einziger Fehler zum Vorteil des Gegners führen. Wir müssen uns disziplinieren, keine Fouls spielen. Wir sind oft überlegen und wenn wir das sind, müssen wir es ausnutzen. Nach dem Spiel gehen die Spieler fast immer zur Fantribüne, heute hat das nur einer getan. Warum du nicht? Ich war traurig und fassungslos. Was ist deine Botschaft an unser Team nach dieser Niederlage? Wir müssen mit dieser Niederlage besonnen umgehen. Wir müssen die fehlerhaften Punkte erkennen und dürfen sie nicht in die Liga mitnehmen. Wir müssen die Fehler finden, erkennen, analysieren und abstellen. Wir müssen ein neues Ziel definieren. Wir wollen im nächsten Jahr mindestens in den EuroShield. Wir müssen daran glauben. Und dann schaffen wir das auch. Wie hoch gewinnen wir morgen gegen das türkische Team? 25:12 Danke Anna, für dieses Interview. Interview im Restaurant „Waterpunt“, Turnhout/Belgien

Quelle: InterviewAutor: Jochen SchittkowskiVeröffentlicht am: 16.01.2015

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