Der SKC schreibt Geschichte
Ein kleiner Rückblick auf Gestern, einen der besten Tage der SKC-Vereinsgeschichte.
Es ist 9:41 Uhr am Montagmorgen danach. Ich sitze hier an meinem Schreibtisch und neben mir steht ein riesiger goldener Pokal. Was gestern vor allem emotional und impulsiv war, kommt mir heute ganz real vor: Wir, der Schweriner KC, sind Deutscher Korfballmeister. Und unsere Zweiter ist Meister in der Oberliga. Ein unfassbarer Tag für unseren Verein, der uns alle mit Freude und Stolz erfüllen sollte. Letztlich war es wohl ein Triumph des Willens und der Fähigkeit niemals aufzugeben. Ein Triumph, hinter dem jede Menge Arbeit steckt und jedem alles abverlangt hat. Denn die Regionalliga und auch die Oberliga sind voll mit starken Gegnern, die wir stets als solche anerkannt haben und keine Mannschaft auf die leichte Schulter genommen haben. Ganz einfach, weil es nötig war. Dass sich trotzdem alles wieder auf das Finale gegen die SG Pegasus zuspitzte, hatte das Drehbuch des Spielplans wunderbar inszeniert. Der Schweriner KC und die SGP, die Lieblingsrivalen der Liga, weil uns so viel unterscheidet und doch eines eint: Der Wille in dem Sport, den wir lieben, die Besten zu sein. Und was war das gestern für ein Spiel. Ich will euch das Ganze heute nicht Korb für Korb nacherzählen, ihr habt es ja gesehen. Und wenn nicht, sind Gänsehaut, Anspannung und Nervenkitzel eh nicht aufschreibbar. Dass wir gestern nur einmal (3:2) geführt haben: egal. Dass wir immer wieder antworten konnten: unfassbar. Jürgen Klopp hätte wohl von Mentalitätsmonstern gesprochen. Der Glaube an uns selbst ist etwas, was wir lange lernen mussten. Noch vor wenigen Jahren wären wir in diesem Spiel wohl untergegangen. Bei Pegasus sah auch gestern vieles leichter und spielerischer aus, aber das macht uns nicht zum unverdienten Sieger. Schließlich haben wir uns jeden Treffer, jeden Ausgleich erkämpft und auf B-Noten gibt einer ausm Pott eben nichts. Und dann hätte doch alles vorbei sein können: Letzte Minute, Pegasus geht zum gefühlt hundertsten Mal mit einem in Führung. Die knappe Niederlage hätte dem Meisterpokal ein weiteres Jahr rheinisches Exil beschert. Doch dann kam Anna Schulte. Dreißig Sekunden vor Schluss machte ein Pfiff des Schiedsrichters dem SKC den Titel zum Greifen nah: Strafwurf. Und wer geht zum Punkt? Anna, nicht gerade bekannt für starke Nerven und Eiseskälte. Aber sie trifft. Warum? „Ich habe einfach nicht zum Korb geguckt“. Achso, na dann. Chapeau, Anna Schulte, großes Tennis. 20:20. Das Unentschieden würde reichen. Dennoch hatte der SKC noch einen Angriff zu verteidigen. Der erste Wurf: trifft den Korbrand nicht. Der Abstauber danach: verteidigt. Ballbesitz SKC. Meisterschaft. Alle rasten aus. Die Spieler, die Ersatzbank, die tollen und unzähligen Fans, die man auch ohne Trommel jederzeit gehört hätte. Unseren Rivalen im direkten Vergleich nicht geschlagen zu haben, ist schade. Aber eine Saison besteht nicht nur aus diesem. Und dann war da ja noch die zweite Geschichte des Tages: Die Zweite eben. Viel souveräner als die Erste, mit einem klaren 18:11 gegen Pegasus 2, sicherte sie sich ungeschlagen die Meisterschaft in der Oberliga. Ein Titel, der der Mannschaft ebenfalls alles abverlangt hat: personelle Umbrüche, Verletzungen und ein langer und manchmal schwieriger Prozess, die eigene Stärke zu verstehen, waren ständige Wegbegleiter. Beeindruckend, wie all diese Hindernisse überwunden wurden und eine sportlich einwandfreie Saison hingelegt wurde. Denn die Zweite hat etwas, was vielen Gegnern das Fürchten lehrte: unfassbar starke Frauen. Nicht von ungefähr belegen unsere Mädels die Plätze eins bis vier in der Korbschützenliste der Oberliga. Der gute alte SKC-Damenkorfball hatte in dieser Saison ein wunderbares Revival. Wir sind stolz auf unsere Zweite, die siebtbeste Mannschaft Deutschlands. Enttäuschend war eigentlich nur, dass es für den Sieg der Oberliga keinen Pokal gibt. Schließlich gibt’s ja zur Belohnung nicht mal den Aufstieg. So mussten wir kurzerhand auf dem Regionalligapokal per Tape „Oberliga“ hinzufügen. Der SKC ist Stand heute der stärkste Verein in Deutschland und an der Spitze einer tollen Entwicklung, die Martin Kamphuis, der gestern zu unserer großen Freude auf der Tribüne dabei war, eingeleitet und Rüdiger Dülfer in Zusammenarbeit mit Doro Heinzel weitergeführt und mit neuen Elementen bereichert hat. Aber ihr wisst ja, wie das ist mit den Lorbeeren und dem sich darauf Ausruhen und so. Doch jetzt genießen wir den Moment erst einmal und freuen uns, dass wir uns seit gestern einen neuen Beinamen geben können: Schweriner KC, DOPPELMEISTER. Herzlichen Glückwunsch allen Meistern: Anna Schulte, Karen Fuchs, Linda Schiller, Christine Dülfer, Ina Heinzel, Nicole Sprengel, Lea Witthaus, Annika Weckendrup, Johanna Gnutt, Lisa Schüller, Janna Henke, Verena Zappe, Carolin Weckendrup, Thomas Lipperheide, Julian Schittkowski, Pascal Demuth, Lennart Schwirtz, Mathias Becker, Björn Schlachzig, Rüdiger Dülfer, Lucas Witthaus, Pascal Stamm, Marvin Eickhold, Sebastian Voß, Florian Fischer, Dag-Björn Hering, Vincent Demuth, Max Wenzel, Leo Wenzel.
Quelle: S1/S2 | Autor: Lennart Schwirtz / Foto: Andreas Voß | Veröffentlicht am: 10.03.2014 |