ES14 * REPORT


Die Enttäuschung ist riesengroß. 1:22 Minuten vor Schluss mit drei zurückgelegen. Alle dachten: aussichtslos. War es nicht. Wir schafften den Ausgleich 8 Sekunden vor Schluss. Und verloren durch Golden Goal. Ich sitze im Mc Donalds, 800 m von der Halle entfernt. ich hasse Burger, aber hier gibt es WLAN. Hier der Bericht und Fotos

Ich kann nicht beschreiben, was gerade passiert ist. Hier zunächst das Ergebnis: Wir haben das Halbfinale im diesjährigen Europa Shield gegen Vallparadis/Katalonien verloren. 20:19 stand zum Schluss auf der Anzeigetafel. Da stand eine Minute vor Schluss noch 19:16 für Vallparadis. Wir warfen innerhalb einer Minute drei Körbe und glichen aus. Ausgleich 3 Sekunden vor Schluss. Ich hatte eine Gänsahaut, es kribbelte überall. Eine Spielerin aus Vilanova, die neben mir stand, schlug mir auf die Schulter. Freudentränen flossen. Damit hatte ab der Mitte der zweiten Halbzeit niemand mehr gerechnet. Das wir noch einmal so ins Spiel zurückkommen. Wir fielen uns in die Arme, überglücklich, den schier uneinholbaren Vorsprung durch die Katalanen ausgeglichen zu haben. Wir hatten die Verlängerung erkämpft. Das Spiel sollte durch Golden Goal entschieden werden. Die Regel lautet: Jede Mannschaft darf einmal in den Angriff kommen. Wir siegten bei der Auslosung und warfen an. Unser Angriff führte nicht zum Korberfolg. Die Katalanen hatten den Ball, konnten ihn aber wegen unserer guten Verteidigung nicht ins eigene Feld bringen. Ein langer Wurf, und Björn fängt ihn in des Gegners Hälfte ab. Der Schiedsrichter hat (wieder einmal) etwas gesehen, was uns schleierhaft bleibt und pfeift für Vallpardis. Die führen aus, bringen den Ball in unsere Hälfte und werfen den „goldenen Korb“. Dieser Treffer, Golden Goal, bedeutete: Vallparadis spielt im Finale, wir um den dritten Platz.
Karen Fuchs, Thomas Lipperheide Was da auf dem Platz und in der Kabine vorging könnt iht Euch vorstellen: Muskmäuschenstille, die Hände vor dem Gesicht, Enttäuschung bei allen Spielern. Die Worte von Rüdiger kamen an, aber ob sie jemand richtig wahrgenommen hat, weiss ich nicht: "Wir haben ein großes Spiel gemacht, wir haben großartig gekämpft, wir sind hervorragend wiedergekommen und wir haben unglücklich verloren. Wir müssen nach vorne schauen. In drei Stunden spielen wir um die Bronzemedaille. Kopf hoch.“Der Kapitän sprach deutlich: „So, jetzt darf noch jeder 10 Minuten traurig sein, dann konzentrieren wir uns auf die Medaille, die wir im Flieger umhängen. Auf geht’s.“ Mit leisem Applaus ging es zum Auslaufen auf dem Flur, die Physios hatten bereits die Bank aufgebaut. Es gibt Einiges zu tun. Das Spiel hat Kraft gekostet. Viel schwieriger ist es allerdings, im Kopf den Schalter umzudrehen. Wir haben in der Zwischenzeiit viele Botschaften aus der Heimat bekommen. Hier eine wichtige: Martin Kamphuis: „Der SKC hat wieder einmal seine Visitenkarte auf internationalem Parkett abgegeben.“ Besser kann man es nicht ausdrücken.
Pascal Demuth, Christine Dülfer Der Spielverlauf ist schnell zusammengefasst: Wir wussten, es wird das schwerste Spiel des Turniers. Vallpardis hatte den Shield schon dreimal gewonnen! Ich hätte lieber als Tabellenerster gegen den Gruppenzweiten aus Gruppe A gespielt. Vor dem Spiel waren nicht alle euphorisch und siegessicher. Das konnte auch ins Auge gehen. Der katalanische Tabellenführer und Titelverteidiger des ES führte, wir glichen aus. Das Spiel war schnell, konzentriert und dynamsich. Beim 3:3 gelingen uns zwei Körbe hintereinander. Auf einmal 3:5 für uns. Hallo? Geht da doch etwas? Das fing ja richtig positiv an. Vallpardis spielte, fast wir immer, sehr aggressiv und provoziert körperlichen Einsatz. Dieser Aggressivität kann man nur entgegenhalten, wenn man auch den Körper einsetzt. Das muss nicht regelfremd sein, aber ein schlechter Schiedsrichter kann das oft nicht erkennen. Wir bekamen viele, viel zu viele Freiwürfe und Penalties gegen uns. In der Beziehung sind die Katalanen äusserst „dominant.“, Und diese „herausgearbeiteten“ Standards nutzen sie erbarmungslos. Unser Vorsprung wurde eliminiert. Über ein 9:9 kommen wir nochmal zur Führung, dann allerdings gehen die Katalanen mit 11:10 in die Pause. Diese dauert nach Regelwerk nur 4 Minuten. Nach der Pause zunächst das gleiche Bild. Ich notiere ein 11:11, ein 12:12, dann geht Vallparadis mit zwei vor. Rückblende: Vallpardis ist hier zu hause. Wir reisen, mussten heute Morgen um 6:15 aufstehen, unsere Koffer für die Rückreise heute Abend packen… das sind Randerscheinungen, die die Verfassung der Spieler beeinflussen. Es bedarf ungeheurer Konzentration, um hier auf dem Platz dennoch gegen den Titelverteildiger Stand zu halten. Das taten wir, aber: wenn du auch nur kurz mit der Konzentration nachlässt, oder einmal nicht konsequenz verteidigst, oder auch mal einen Wurf auf den Korbrand machst, kontert ein Gegner von der Klasse Vallparadis gnadenlost. Ein Katalane lief auf unseren Korb, stolperte, fiel….und warf im Fallen noch in unseren Korb. Zurück zum Spiel: Und in dieser Phase, Minute 31, ist Vallpardis drei vor. Da muss man schon kräftig durchatmen. Bei jeder Schiedsrichterentscheidung gegen die Katalanen rennt der spanische Trainer aufs Feld und muss vom 3. Referee zurückgeholt werden. Auch das ist psychologischer „Kampf“ gegen den Schiedsrichter. Auch diese Taktik beherrschen sie gut.
Karen Fuchs, Thomas Lipperheide, Anna Schulte Beim 16:13 gegen uns, wurde mir ein wenig schummerig. Schaffen wir noch die Wende? Die Wurfkonzentration liess nach. Thomas verwandelt einen Strafwurf, wir kommen ran. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir wechseln zwei mal aus. Für Pascal Demuth kommt Björn Schlachzug, für Julian Schittkowski kommt Mathis Becker. Noch 1:22 Minuten und wir sind drei zurück, 19:16. Wäre das Spiel hier zu Ende gewesen. Hätten alle gesagt: „Ok, Vallparadis war heute besser und hat mit drei Körben Differenz gewonnen.“ Das Spiel dauerte aber noch 82 Sekunden. Ganz ehrlich: ich hab gedacht „Das war’s“. Noch 69 Sekunden: Linda Schiller verkürzt auf 17:19 Noch 35 Sekunden: Anna Schulte verkürzt auf 18:19 Noch 8 Sekunden: Karen Fuchs gleicht aus zum 19:19 Das ist der Wahnsinn! Unser Frauen werfen uns zurück ins Spiel! Natürlich haben Sie alle gekämpft, aber den Ball zu nehmen und den Wurf zu wagen, ist schon meisterhaft. Das ist der Moment, wo es dir eiskalt den Rücken runterläuft. Adrenalin pur. Alle werfen die Arme in den Himmel, als der Referee abpfeift. Geballte Fäuste lassen den Frust abfallen, Handabschläge „give me five“ kommen dir entgegen, ich muss aufpassen, dass ich nicht von Ihnen erschlagen werde. Der Rest ist oben erzählt. Jedes Team hat mindestens einen Angriff. Unser war erfolglos, der der Katalanen nicht. Wir spielen um Platz drei. Um 13:10, gegen die Portugisen aus Carnaxide. Sie verloren das zweite Halbfinale gegen Vilanova mit „nur“ 6:9. Das Endspiel ist katalansich. Um Bronze kämpfen Schwerin und Carnaxide. Mc Donalds, 800 m von der Halle entfernt, der erste Ort nach der Halle, in dem WLAN verfügbar ist. Jochen Schittkowski

Quelle: ES14 * HalbfinaleAutor: Jochen SchttkowskiVeröffentlicht am: 26.01.2014

Zurück